Pastellportrait auf Papier

Zeitraum: September 2024 bis Februar 2025
Kontext: BA Studium, 5. Semester

Dieses Pastell stammt aus dem Nachlass des Künstlerpaars Victor Surbek (†1975) und Marguerite Frey-Surbek (†1981). Jeanne Marguerite Frey-Surbek gehört mit zu den wichtigsten Berner Künstlerinnen, deren Werk sowohl für die Hauptstadt Bern als auch gesamtschweizerisch von grosser Bedeutung ist. Das vorliegende Portrait lässt sich als eines der wenigen noch erhaltenen Pastelle und gleichzeitig eines der wenigen Portraits von Frey einordnen. Es handelt sich dabei um Pastellkreide auf dunkelgrauem, rauen Papier, aufgespannt auf einem hölzernen Keilrahmen. Es entstand vor 1920.

Als Hauptproblematik lag der ganzflächige Schimmelbefall vor und ebenfalls galt es, ein passendes Schutzbehältnis anzufertigen. Bei Betrachtung unter dem Mikroskop wurde ersichtlich, dass die Malschicht bereits starke mechanische Beschädigung erfuhr, vor allem das Gesicht und die Arme der Frau sind verwischt und zerkratzt. Im Rahmen meines 5. Semesters an der HKB konnte ich das Konzept zur Konservierung und Restaurierung ausarbeiten, sowie alle geplanten Schritte ausführen.


Reinigung der Oberfläche

Um den aufliegenden Schimmelbefall zu reduzieren, wurde die gesamte Oberfläche mit der Vakuumpipette gereinigt. Die hellen, netzartigen Hyphen des Schimmels wurden mit einem feinen Pinsel angehoben und in Richtung der Vakuumpipette geführt, bis diese die Hyphen einsaugte. Bei dieser Methode kam die Oberfläche nie in direkten Kontakt mit der Vakuumpipette und die Pigmente blieben unverändert. Mit dem DinoLite-Mikroskop wurde der Reinigungserfolg überprüft und dokumentiert.


Retusche

Vereinzelte Stellen wurden aus ästhetischen Gründen retuschiert. Dazu wurden verschiedene Pastellkreiden zerrieben, zum passenden Farbton gemischt und dann mit Ethanol zu einer Paste verrührt. Diese wurde dann mit Colour-Shapern auf der Oberfläche aufgebracht. Von einer Rekonstruktion des Gesichts wurde abgesehen, da keine Referenz vom Original vorliegt.


Festigung des Staubschutzes

Um das Handling des Objekts zu erleichtern und die endgültige Grösse festzuhalten, wurde der Staubschutz an den Rändern des Keilrahmens gefestigt. Dazu wurde mit Weizenstärkekleister gearbeitet. Wo der Staubschutz über die Kante des Keilrahmens herausragte, wurde es auf die Höhe des Keilrahmens gekürzt.


Verpackung

Um den Schutz der Oberfläche zu garantieren, wurde ein Schutzgehäuse nach Ritter & Masson (Deux propositions d’encadrement de pastel, Michaela Ritter & Olivier Masson, 2009) angefertigt. Das Gehäuse bietet einen umfassenden Schutz gegen äussere Einflüsse, insbesondere gegen Staubablagerungen und weitere mechanische Beschädigungen der empfindlichen Oberfläche.


Situationsaufnahme bei der Reinigung mit der Vakuumpipette: Es wurde mit einer Lupenbrille und auf einer Staffelei gearbeitet.

Streiflichtaufnahmen: Der Reinigungserfolg wird besonders gut sichtbar

Das DinoLite-Mikroskop wurde verwendet, um die Reinigung auf mikroskopischer Ebene zu dokumentieren

Vor- und Nachaufnahme bei der Reinigung eines Schimmelgeflechtes

Zum Schutz des Objekts, besonders der Oberfläche, wurde ein Schutzgehäuse angefertigt

Schematischer Aufbau des Schutzgehäuses

Die Abstandhalter werden in das Schutzgehäuse eingesetzt, damit die Glasplatte mit Abstand über dem Objekt aufliegen kann

Mit Japanpapier und Weizenstärkekleister fixiert, verschliesst die Glasplatte das Schutzgehäuse

Endzustand

Durch die Reinigung sind die vielen weissen Flecken verschwunden, was das Erscheinungsbild des Werks deutlich aufgewertet hat. Die Oberfläche wirkt jetzt insgesamt harmonischer und gleichmässiger. Ausserdem konnte durch diese Massnahme die Schimmelbelastung deutlich reduziert werden – ein wichtiger Schritt, um zukünftigen Befall zu vermeiden. Das neu angefertigte Schutzgehäuse macht den Umgang mit dem Werk wesentlich einfacher und erlaubt es auch, das fragile Medium künftig einzurahmen und auszustellen.