Zeitraum: September bis Dezember 2023
Kontext: BA Studium, 3. Semester
Das vorliegende Objekt ist ein handschriftliches Buch, welches zwischen 1585 und 1671 als Pfarrbuch in Rohr bei Breitenbach gedient hat. Im Rahmen dieser Bearbeitung wurde das Buch untersucht, historisch eingeordnet, der Befund erfasst und der Zustand evaluiert. Auf dieser Basis wurde ein Konservierungs- und Restaurierungskonzept ausgearbeitet, umgesetzt und die Massnahmen dokumentiert.
Bei dem Bucheinband handelt es sich um einen Ganzledereinband mit festem Rücken und drei echten, erhabenen Doppelbünden. Als Hauptproblem galten lose Seiten am Ende des Buches, sowie die geschwächte Heftung und weitere Probleme in der Konstruktion.
Alle Seiten sowie der Einband wurden trockengereinigt. Dazu wurde der lose Staub mit einem Ziegenhaarpinsel abgewischt und aus dem Falz gestrichen. Zusätzlich wurden die Seiten mit einem Latexschwamm gereinigt, welcher den aufliegenden Staub durch Tupfen und vorsichtiges Ziehen verringerte. Dabei wurden vorliegende Schwachstellen, Risse oder Probleme in der Konstruktion mit Archivpapierstreifen markiert.
Am Ende des Buchs befanden sich mehrere lose Seiten. Diese waren teilweise stark beansprucht und wurden im Zedernholzkasten konditioniert, um anschliessen plangelegt zu werden. Das Planlegen beinhaltete das vorsichtige Auffalten aller bestossenen Ecken und Kanten. Nach zwei Wochen wurden die Seiten aus der Presse genommen und die nun aufgefalteten, flachen aber immer noch fragilen Kanten stabilisiert. Dazu wurde Japanpapier und Weizenstärkekleister verwendet.
Um sich der Heftung und den Bünden entsprechend widmen zu können, wurde beschlossen, den Rücken freizulegen. Mit einem flachen Spatel konnte das Leder mechanisch vom Buchrücken getrennt werden. Danach wurde ersichtlich, dass die Bünde intakt sind und eine Nachheftung ermöglichen. Darauf wurden die Bünde auf der Rückseite verlängert, um später wieder eine Verbindung zum Einband herstellen zu können. Zusätzlich war das ein nötiger Schritt, um die losen Seiten aufheften zu können.
Die letzte Lage, die bisher ganz vom Buch getrennt war und in Einzelseiten vorlag, konnte anhand der Siebstruktur und mit Hilfe des Archivars rekonstruiert werden. Anschliessend wurde sie exakt platziert, vorgestochen und mit neuem Heftfaden aufgeheftet.
Im Einbandleder lagen grössere Fehlstellen vor und als erster Schritt wurde der Rücken, welcher die zwei Deckel nur durch ein fragiles Leder verbindet, mit einem Japanpapier kaschiert. Dazu wurde die Deckelpappe vorsichtig gespaltet, das Japanpapier mit Kleister bestrichen und über den Rücken gelegt. Die Verbindung zwischen Deckel und Rücken konnte durch diese Stabilisierung viel profitieren und vereinfachte das Handling signifikant. Ausserdem bildete das die Grundlage für die anderen Ergänzungen am Rücken und am Deckel. Diese wurden mit Japanpapier und Weizenstärkekleister Schicht für Schicht aufgebaut, damit sie ihre ursprüngliche Stabilität wieder erreichten.
Als letzter Schritt vor der Schliessung des Rückens wurde ein Konservierungskapital angefertigt. Dieses bildet einen Teil der Verbindung zwischen Buchblock und Deckeln, für welche das Kapital ursprünglich vorgesehen war. Am Fusskapital konnte die Verbindung wieder hergestellt werden und das lockere Kapital wurde so wieder fixiert. Das Kopfkapital war nicht mehr vorhanden. Da die ursprüngliche Form des Kapitals nicht genau rekonstruiert werden konnte, wurde kein neues angefertigt. Stattdessen wurde eines aus Japanpapier hergestellt, das daran erinnern soll, dass es einmal ein Kapital gab, sich aber dennoch von den originalen Teilen des Buches abhebt.
Dank den durchgeführten Massnahmen konnte der fragile Einband konserviert werden, ebenso wurde die originale Heftung erhalten und das noch vorhandene Fusskapital gesichert. Ausserdem konnte das Handling des Buches um vieles vereinfacht werden und die Gefahr des Substanzverlustes wurde gebannt. Das viele Risseschliessen im Buchblock und das stabilisieren zahlreichen Kanten hat sich positiv auf den Allgemeinzustand ausgewirkt und alles, was schlussendlich noch fehlt, ist eine passende Box aus archivbeständigen Materialien.