Zeitraum: Februar bis April 2023
Kontext: BA Studium, 2. Semester
Bei diesem untypischen Objekt handelt es sich um eine Hochdruckgrafik aus dem Franziskanerkloster Freiburg (Datierung unbekannt, nach 1750). Es ist ein kolorierter Holzschnitt kombiniert mit Buchdruck. Gedruckt wurde es auf Schrenzpapier, ein Papiererzeugnis mit tiefen Qualitätsansprüchen.
Das Objekt wies neben üblicher Oberflächenverschmutzung und instabilen Kanten auch einen prominenten Flüssigkeitsrand sowie Anzeichen von Kupferfrass auf. Der Auftrag beinhaltete die kunsthistorische Einordnung der Abbildung, die Ermittlung des Erhaltungszustands sowie das Erstellen und das Ausführen eines Konzepts zur Konservierung und Restaurierung der Grafik.
Durch unterschiedliche bildgebende Verfahren konnte der Erhaltungszustand genauer ermittelt werden. Ein Röntgenbild wurde angefertigt, welches die durch Insekenfrass ausgedünnten Stellen zeigte und bei der Pigmentbestimmung hilfreich war. Unter UV-Licht wurde beobachtet, dass die grüne Farbe (kupferhaltig) auf der Rückseite sichtbar ist. Das wiederum ist ein Anzeichen von Kupferfrass.
Keines der Pigmente war pudernd oder anderweitig gefährdet und deshalb konnte die Trockenreinigung ohne grosse Einschränkungen durchgeführt werden. Dabei wurde auf der Vorderseite mit einem feinen Ziegenhaarpinsel gearbeitet, auf der Rückseite aber hauptsächlich mit Latexschwämmen.
Zur Reduktion des Flüssigkeitsrands wurde mit eingestelltem Agarose-Gel gearbeitet. Das Gel wurde an den pH-Wert und die Konduktiviät des Papiers eingestellt, passend zugeschnitten und auf das Objekt aufgelegt. Das Ziel dabei war, dass das Gel die Verschmutzung aufnimmt und so reduziert. Nachdem das Gel ca. 90 Sekunden eingewirkt hatte, wurde es angehoben und nach einer Trocknungspause nochmals aufgelegt. Nach drei bis vier solchen Durchgängen konnte eine deutliche Reduktion des Flüssigkeitsrandes festgestellt werden. Die gebrauchten Gel-Stücke hatten sich auch deutlich verfärbt.
Um das Agarose-Gel einzustellen, wurde eine Pufferlösung angefertigt, die die gewünschten Werte (pH-Wert und Konduktivität) aufwies. Mit dieser Pufferlösung wurde auch am Saugtisch gearbeitet, um den Flüssigkeitsrand zu reduzieren. Diese, ebenfalls erfolgreiche Methode, wurde hauptsächlich im unteren Bereich des Objekts angewendet, um die Kolorierung nur minimalst zu belasten.
Um die Risse und ausgedünnten Stellen zu stabilisieren, wurde Japanpapier angetönt und von hinten aufgebracht, wobei mit Weizenstärkekleister geklebt wurde. In den Bereichen, wo sich ein Schaden im kupferfrassbelasteten Bereich befand, wurde mit gelatinebeschichtetem Japanpapier gearbeitet. So konnte der Feuchtigkeitseintrag auf ein Minimum reduziert werden.
Nach erfolgreicher Trockenreinigung war die Hauptherausforderung die Reduktion des Feuchtigkeitsrandes. Schlussendlich konnte der Feuchtigkeitsrand am besten Recto im unteren Bereich reduziert werden, da sich die Methode mit dem Saugtisch als am effizientesten erwies. Im Motiv bleibt der Fleck weiter bestehen, da die ursprüngliche Feuchtigkeit unwiderrufliche Veränderungen im rosa Pigment bewirkt hat. Die bräunlichen Übergänge konnten jedoch durch den Einsatz von Agarose-Gel reduziert und abgeschwächt werden.
Ferner konnten die Fehlstellen und Risse problemlos geschlossen und ergänzt werden. Ebenso mit dem Kleister, wie auch mit dem beschichteten Japanpapier. Die Farbe des gefärbten Japanpapiers passte für die Risse gut, für die Fehlstellen war es ein wenig zu hell gewählt, hebt sich aber nicht als störend ab.